Ein ehrliches Wort

Heute mal ganz unverblümt. Ganz persönlich. Ganz ich. Einige wenige werden wissen, dass ich bei Twitter neben meinem Hauptaccount auch einen kleinen habe. Einen privaten, der so privat ist, dass es mehr ein Tagebuch ist als ein Microblog. Genau dort kotze ich mich aus: zumeist über Dinge und Menschen, die sehr persönlich sind und zum Teil auch andere Twitter-Menschen betreffen, natürlich niemals namentlich genannt (ich hab ja schließlich Anstand).

Im vergangenen Jahr hab ich einiges erlebt, was mich runtergezogen hat. Vieles davon, würden manche behaupten, ist nicht schlimm. Dinge, die jeden Tag tausenden von Menschen passieren. Nur, weil andere mit Situationen klar kommen heißt das noch nicht, dass ich damit klarkommen muss oder es tue.

Angefangen hat es mit einer sehr miesen Tour eines Twitter-Users. Wir haben über Twitter geschrieben, viel geschrieben (man hätte Seiten füllen können), dann über Skype geschrieben, über Snapchat unseren Alltag geteilt. Er aus Berlin, ich in Köln. Nach drei Wochen wollten wir uns dann endlich mal treffen auf einen Kaffee. Ich freute mich riesig, hatte ich diesen Menschen hinter dem Bildschirm doch wirklich lieb gewonnen. Zur vereinbarten Zeit stand ich schließlich am Treffpunkt und wartete. „Ich bin gleich da, ich komm dann rüber!“, schrieb er noch. Danach nie wieder etwas. Ich wartete geschlagene 2 Stunden draußen in der Kälte, es war Januar und wirklich nicht warm. Ich habe von dieser Person nie wieder etwas gehört oder gelesen.

„Sowas passiert doch ständig, mach dir da keinen Kopf drum!“, sagten viele. Aber ich machte mir einen Kopf drum. Wie ich mir um vieles einen Kopf mache. Dieses Erlebnisse führte dazu, dass sich meine Vertrauensängste, die sowieso schon vorhanden waren, nur noch verschlimmerten. Seitdem treffe ich Menschen aus dem Internet am liebsten nur noch in Gruppen, niemals alleine. Auch sonst besteht immer die Panik, dass sich manche Menschen nicht mehr melden bei mir und einfach verschwinden. Irrational, aber eine reale Angst, die das Leben erschwert.


Was macht einem sonst noch das Leben schwer? Männer. Richtig. Damit meine ich nicht, dass Männer schlecht sind, im Gegenteil: sie bereichern unser Leben und ich finde sie einfach toll. Allerdings sorgen sie auch gerne für Wirbel in den Herzen der Bevölkerung egal welchen Geschlechts.

Das Herz ist etwas, welches ich zwar schnell vergebe, aber niemals an irgendjemanden. Es muss schon jemand besonderes sein, damit er mein Herz vollkommen und zu 100% für sich beanspruchen darf. Blöd nur, wenn man ein so emotionaler Mensch ist. Denn wenn ich mein Herz weggebe, dann mit vollem Einsatz. All-in. Kein zurück, kein Umtausch. Romantisch? Vielleicht. Leichtfertig? Auf jeden Fall. Das erste Mal, als ich das gemacht habe, landete ich in einer langen Beziehung, die dementsprechend innig war. Danach war es mehr ein testen, ob jemand dem ganzen gewachsen sei, ob jemand meinen Ansprüchen genügt und ich hab weiß Gott zu hohe. Das schlimmste, was jemandem passieren kann, der leidenschaftlich liebt, ist sein Herz wegzugeben – und es in Scherben wieder zurück zu bekommen. Das macht einen mehr kaputt, als man denken sollte. Es drückt einen verdammt dicht an den Boden.

Irgendwann hat man dann auch keine Lust mehr. Sprüche wie „der Richtige kommt bestimmt“ oder „nimm es nicht so schwer“ oder „vielleicht musst du einfach was an deiner Einstellung ändern“ helfen nicht im geringsten. Sie verschlimmern nur das, was ohnehin schon da ist. „Sei doch mal richtig sauer!“, sagte mir jemand. Klappt aber nicht, wenn man jemanden liebt. Derjenige kann einem die Scherben ins Gesicht drücken und man würde sich noch bedanken.

Sowas ist belastend. Wenn man das paart mit meiner vorhin angesprochenen Vertrauensangst, leichter Paranoia und der gewissen Prise an Sozialphobie kann man sich vielleicht ungefähr vorstellen, in was für einem Loch ich mich manchmal befinde. Natürlich gibt es auch gute Tage. Natürlich gibt es gute Phasen. Aber negative Situationen (oder solche, die ich als negativ empfinde) führen zu Schlaglöchern im Leben. Und es ist verdammt schwer, aus diesen Löchern herauszukommen, denn je öfters man hineinfällt desto anstrengender wird das herausklettern.


Ja, es mag viel Gejammer sein. Ja, es hört sich alles düster an (und ich hab bisher nur an der Oberfläche gekratzt). Aber irgendwann muss der Scheiß auch mal raus. Weil ich keine Lust mehr habe so zu tun, als sei alles in Ordnung. Weil ich keine Energie mehr habe so zu tun, als wäre ich immer fröhlich und gut drauf. Keinen. Bock. Mehr. Ich will kein Mitleid oder über-die-Männer-Hergeziehe. Ich will zeigen, dass nicht immer alles rosig ist im Leben. Auch nicht bei Menschen, die auf ihren Fotos immer lächeln.

4 Kommentare zu „Ein ehrliches Wort

  1. Ja, jenanden so zu versetzen ist nicht nur fies, sondern gehört sich eibfach nicht. Das ist charakterlos. ..und nun zu den Männern. Ich könnte jetzt die gleiche Storie über Frauen schreiben. Es käme auf das Gleiche raus. Aber so ist nun einmal das Leben. Man ist stets auf derSuche und man wird nie das umtimative Ziel erreichen. Selavie oder ähnlich, so ist nub mal das Leben.

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  2. Ich kann Dich so gut verstehen. Das geht aber, glaube ich, allen sensiblen und ehrlichen Menschen so. Ich habe für jetzt die Erkenntnis gewonnen. Das nennt sich Leben

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  3. Wow was für ein schöner post (auch wenn er so richtig traurig ist) ! Ich kann mich so gut in dich reinversetzen… Und übrigens ich fand deine Wort so toll und ehrlich zu gleich, da musste ich ihn einfach mehrmals lesen 😋
    Ganz liebe Grüße
    Flora 🙂
    thebabblecorner.wordpress.com

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