Menstruation – eine blutige Angelegenheit

„Schlecht gelaunt? Du hast sicherlich deine Tage.“ – „Du bleibst wegen deiner Mens zuhause? Stell dich mal nicht so an.“ – „Du nimmst Schmerztabletten deswegen? Du hältst ja nichts aus.“


Sätze, die so oder so ähnlich regelmäßig von betroffenen Frauen gehört werden (müssen). Es sind zumeist Männer, die die Leiden, die uns Frauen ca. einmal im Monat befallen, klein reden oder unsere Charakterzüge auf Hormone schieben wollen. Selbst Frauen, die ihr Leben lang kaum Beschwerden hatten, reden die Probleme Betroffener gerne mal klein. Ich möchte an dieser Stelle auf keinen Fall verallgemeinern: es gibt ebenso viele verständnisvolle Frauen und Männer, die einen an besagten Tagen in eine dicke Decke packen, Netflix anschalten, Tee hinstellen, schnell noch Schokolade in den Raum werfen und hoffen, dass Frau sie nicht frisst. (Danke an dieser Stelle an diese mutigen Menschen.) Als ich eben jedoch wieder meine Schmerzen und Beschwerden mit Hölle auf Erden verglich einem Mann gegenüber und es von ihm runtergespielt wurde, denn so schlimm könne das doch nun wirklich nicht sein, ist mir der Kragen geplatzt. Manche Frauen – so wie ich – haben jeden Monat Schmerzen und Krämpfe, die einem die Tränen in die Augen treiben. Schmerztabletten helfen nicht mehr und zum Teil sind auch die Ärzte ratlos. Das einzige was hilft sind Ruhe und Wärmflaschen. Ausgenommen natürlich Endometriose-Patientinnen, aber das ist eine andere Geschichte.

An dieser Stelle sei euch folgender Artikel ans Herz gelegt: Die Schauspielerin Lena Dunham erzählt VOGUE gegenüber von ihrer Geschichte und ihr Leben mit der Erkrankung Endometriose.

In Her Own Words: Lena Dunham on Her Decision to Have a Hysterectomy at 31

Vielleicht haben manche Männer noch nie mit einer Frau zu tun gehabt, die derart schlimme Begleiterscheinungen hatte, vielleicht liegt es aber auch daran, dass über die Menstruation als solches in den Schulen im Biologieunterricht nur mal kurz geredet wurde und das Thema in der Gesellschaft immer noch als Tabu gilt. Liebe Männer, die ihr dies lest: folgendes wird euch vielleicht verschrecken. Liebe Frauen: vielleicht erkennt ihr euch ja selbst in meiner Geschichte wieder.

Wie ich zur biologischen Frau wurde

Es war August. Sommerferien. Ich war 11 Jahre und 3 Monate alt, als ich das erste Mal eine Spur Blut beim Toilettengang vorfand. Aufgeklärt, wie ich durch meine Mutter zum Glück war, wusste ich was zu tun war und nahm mir sofort eine Binde. Meine Mutter und meine Tante, die zu Besuch waren, zelebrierten diesen Tag mit mir, denn: ich war ja jetzt eine Frau. Zumindest biologisch. Ich weiß noch, dass meine Mutter geweint hat. Sie hatte gehofft, dass ich nicht so früh dran bin, wie sie es war. Aber die Gene entschieden sich wohl anders.

Einmal im Monat bluten – und das mit nicht einmal 12 Jahren. Noch nicht ganz Frau, aber auch nicht mehr ganz Kind. Eine Belastung, der man auch in der Schule, besonders im Sportunterricht, ausgesetzt wird. Der Spott vieler Kinder, wenn sie es mitbekommen, ist unerträglich. Man fühlt sich aussätzig, wie ein Alien. Nach und nach kommen andere Symptome hinzu. Übelkeit, jeden Monat. Bauchkrämpfe. Schwindel. Kreislaufprobleme. Schmerzen im Rücken. Kopfschmerzen. Migräneanfälle. Mit 14 dann das erste Mal die Pille. Nicht, um es vielen Altersgenossinnen gleichzutun, zur Verhütung, sondern um die Beschwerden zu lindern. Man weiß bis heute nicht, welche Auswirkungen die Pille haben kann, wenn man sie so früh nimmt.


Ich bin jetzt 22, fast 23. Seit 2 Jahren keine Pille mehr. Seit 2 Jahren haben sich meine Beschwerden wieder verschlimmert, aber ich fühle mich im Großen und Ganzen besser ohne die Pille. Doch die monatlichen Probleme sind derart heftig, dass ich zumeist 2-3 Tage zuhause bleiben muss. Die Unterleibsschmerzen setzen sich zusammen aus Ziehen, Krampfen und Drücken. Sie strahlen zum Teil bis in die Füße und bis in die Schultern, sodass an manchen Tagen der ganze Körper schmerzt und ich mir am liebsten alles rausreißen möchte, was weiblich ist. Hinzu kommen die Blutungen, die der Auslöser für die Misere sind. In manchen Monaten geht es, in manchen traue ich mich nicht aus dem Haus, da kein Tampon und keine Binde der Welt zu 100% zuverlässig ist. Die Menge ist wohl bei den meisten Frauen (Ausnahmen ausgenommen) erträglich, allerdings werden mir viele zustimmen, dass man – besonders bei Binden – immer das Gefühl hat, in einer nassen Pfütze zu sitzen. Liebe Männer, die sich nun vielleicht denken, dass es doch dafür Tampons gibt: wenn einem untenrum alles weh tut und alles geschwollen ist, möchte man nicht auch noch ein beschissenes Stück zusammengedrückter Watte (und mehr ist es ja nicht) in sich hinein schieben.

Was passiert dort eigentlich?

Um das ganze einmal aus einer biologischen Sichtweise zu erläutern: die Eizelle, welche sich während des Zyklus im Uterus eingenistet hat, wird, sofern sie nicht befruchtet wurde, vom Körper mitsamt der Schleimhaut abgestoßen. Man hat demnach für eine gewisse Zeit im Monat totes Gewebe in seinem Körper. Ja, das ist ekelig. Ja, das tut verdammt weh. Schließlich haben wir Frauen dort einmal im Monat eine innere, große Wunde. In dieser Zeit leiden wir unter Blutverlust mit folgendem Eisenmangel, erhöhtem Infektionsrisiko (besonders für das Toxische Schocksyndrom, auch dank der zum Teil falschen Anwendung von Tampons), generellem Mineralstoffmangel und nicht zu verachten den enormen Hormonschwankungen, die uns sowieso den Großteil des Monats plagen. Man stelle sich also vor, jemand würde einem jeden Monat aufs neue ein Messer in den Bauch rammen. Vielleicht mit etwas weniger Blutverlust, aber so in etwa kann man sich die Schmerzen vorstellen. Nebenwirkungen wie Heißhungerattacken nachts um 3 auf saure Gürckchen seien mal unerwähnt.

Habe ich etwas vergessen? Ach ja, die Krämpfe. Selbstverständlich wirken sich Krämpfe, welche im unteren Bauchbereich abspielen, nicht nur auf den Uterus selbst aus. Die umliegenden Organe werden gerne in Mitleidenschaft gezogen, was Übelkeit, Magenschmerzen und Magen-Darm-Probleme aller Art mit sich bringt. Für diejenigen, die die wunderbare Parodie Harry Potters von coldmirror auf YouTube noch in Erinnerung haben: die Information, dass Durchfall und Blutung zusammen vorkommen, entspricht oftmals der Wahrheit. Klingt ekelig, ist es auch.

Kein Tabu mehr

Nun, da Sie, verehrter Leser, einen groben Umriss einer Frau mit Menstruation haben, frage ich Sie: sind Sie sich immer noch so sicher, dass es gar nicht so schlimm sein könnte? Dass wir Frauen uns nur anstellen? Falls ja, und Sie finden, dass ich hier übertreibe: bitte, BITTE, lesen Sie nie wieder meinen Blog. Danke.

Ich würde über dieses Thema normalerweise nicht so offen reden und auch jetzt ist es mir recht unangenehm, aber ich denke, dass es Zeit ist über dieses Thema zu sprechen. 49,6% der Menschen sind weiblich. (Quelle: countrymeters) Die meisten von ihnen haben früher oder später ihre Menstruation. Anlässlich des Weltfrauentages am 8.März sollten wir offener über solche Dinge reden. Besonders dann, wenn es immer noch Menschen dort draußen gibt, die uns unsere Meinung, unsere Weiblichkeit und unsere Individualität absprechen wollen.

Es ist Zeit, auch über Tabuthemen zu sprechen.

Und irgendjemand muss ja mal damit anfangen.

 

 

4 Kommentare zu „Menstruation – eine blutige Angelegenheit

  1. Ich habe in diesem Artikel mehr über Frauen in der Periode und die damit verbundenen Probleme erfahren, als es 19 Jahre Lebenserfahrung, 12 Jahre Biologieunterricht und 10 weibliche Freundinnen je konnten. Dankeschön für deine Offenheit

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    1. Gerne doch! Genau das wollte ich auch damit bewirken: dass Menschen, die keine Menstruation haben, über die Probleme wissen, die es mit sich bringt.
      Freut mich, dass Dir mein Artikel gefallen hat. ❤️

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  2. Das ist doch ein klares Indiz dafür das Gott oder die Natur Chauvinistisch sind. Die Natur die sonst immer so perfekt ist, die sogar dafür sorgt das Tiere bei diesem irre kalten Winter nicht erfrieren, ja noch nicht einmal frieren, hat da eindeutig was falsch gemacht. Ich habe großen Respekt vor all den Frauen die unter diesen Problemen jeden Monat leiden müssen.

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